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12.06.2018 Die Beweidung geeigneter Bereiche der Dahmewiesen erfolgt auf der Grundlage eines Projektes aus dem Interkommunalen Flächenpool (INKOF). Dieser Flächenpool wurde von der BADC GmbH als übergeordnete Koordinationseinrichtung für die Umlandkommunen des BER aufgebaut und verwaltet.
Er beinhaltet alle von den beteiligten Kommunen benannten möglichen Flächen und Standorte für eventuelle Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Eingriffsvorhaben und Projekte im Flughafenumfeld. Diese Flächen sind dabei auf ihre praktische fachliche Eignung geprüft und von den Fachbehörden bestätigt worden.
Auch die Finanzierung des Wasserbüffelprojekts erfolgt nach dem INKOF – Modell:
die Maßnahme wird über Gelder finanziert, die der Investor im Rahmen eines Eingriffs, den er an einer anderen Stelle im Zusammenhang z.B. mit einer Baumaßnahme vornimmt, zum Ausgleich für diesen Eingriff in den Naturhaushalt bezahlen muss. Dabei werden im Rahmen der Genehmigung des betreffenden Investitionsvorhabens von den beteiligten Fachbehörden der Umfang, Qualität und Funktionalität der notwendigen Ausgleichsmaßnahmen bewertet und festgesetzt.
Positiv dabei ist, dass im Rahmen des INKOF die Ausgleichsmaßnahmen in der Region der Flughafenumfeld-Kommunen verbleiben und dort auch realisiert werden können.
Die Wildauer Dahmewiesen sind ein solcher anerkannter Standort für aufwertende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Die Beweidung mit Wasserbüffeln in geeigneten Bereichen der Dahmewiesen erhielt wiederum die fachliche Anerkennung als Projekt für solche A+E- Maßnahmen.
Für die Stadt Wildau ergibt sich somit der günstige Umstand, davon profitieren zu können.
Außer für die Bereitstellung des Stromes für die Weidezäune in Höhe von etwa 30,-€/Jahr kommen auf die Stadt Wildau keine weiteren Kosten hinzu, obwohl die Büffel sehr viel Positives für die Stadt Wildau leisten:
Gegenüber einer herkömmlichen Mahd ist die Büffelbeweidung um bis zu 2/3 kostengüns-tiger. Die Tiere erreichen dabei noch Bereiche der Feuchtwiesen, die für Maschinen unzugänglich oder nur mit sehr hohem Aufwand erreichbar wären, leben im Einklang mit anderen geschützten Tierarten bzw. befördern diese noch und erhöhen somit die Biodiversität in hohem Maße.
Sie verhindern die Verbuschung der Dahmewiesen durch Zurückdrängen des zunehmenden Erlenaufwuchses und einiger Schilfbestände, um z.B. geschützten Orchideen in unseren Wiesen wieder einen Lebensraum bieten zu können. Außerdem haben die Wasserbüffel einen sehr robusten Verdauungstrakt, können wesentlich mehr Pflanzenarten vertragen als herkömmliche Rinder und helfen somit gleichzeitig noch bei der Beseitigung sogenannter Neophyten (Arten, die natürlicherweise in der Region nicht vorkamen und “eingeschleppt“ wurden) - wie z.B. bei der Bekämpfung der Ausbreitung des asiatischen Springkrauts.
Umgesetzt wird die Maßnahme durch die Storkower Burgbüffel GbR, welche über langjährige Erfahrungen mit Wasserbüffeln zur Landschaftspflege verfügt. Die GbR stellt die Tiere zur Verfügung, sorgt für den An- und Abtransport, für ihr artgerechtes Wohl und gesundheitliches Wohlbefinden einschließlich tierärztlicher Vorsorge und Untersuchungen, errichtet Tränken und Weidezäune, kontrolliert die Zäune und hält sie instand. Dazu wurde auf der Grundlage des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung vom 07.03.2017, Beschlussnummer S 14/259/17, mit der Büffel GbR seitens der Flächeneigentümer Pachtverträge zur Bewirtschaftung der Wiesen abgeschlossen mit einer Laufzeit bis zunächst 31.12.2022 mit der Option auf Verlängerung bei Erfolg der Maßnahme.
Inhaltlich wurde die Maßnahme aus dem Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) für die Dahme-wiesen abgeleitet, der in der Stadt Wildau im Entwurf vorliegt. Der PEP beinhaltet langfristige, dauerhafte Maßnahmen mit konkreten Entwicklungszielen. Die Büffelmaßnahme dient der Wiederherstellung und Entwicklung feuchter Wiesen und –brachen (Maßnahme M5 aus dem PEP) sowie der Entwicklung extensiver Grünländer und deren Pflege (Maßnahme M8 aus dem PEP).
Im Zusammenhang mit der Beweidung durch Wassserbüffel zur Pflege und zum Erhalt von sensiblen und wertvollen Feuchtwiesenbereichen liegen in Brandenburg und auch schon in Berlin bereits sehr positive Erfahrungen vor. Die Tiere sind robust und anspruchslos und her-vorragend für die Haltung auf sumpfigem Gelände und für dessen Pflege, wo maschineller Einsatz unmöglich oder viel aufwendiger wäre, geeignet.
Auf der Grundlage des Stadtverordnetenbeschlusses im Jahr 2017 wurde in der Presse und auf der Homepage der Stadt über die Vorbereitungen und den Fortgang der saisonalen Weidesaison 2017 informiert. Am 13.05.2017 wurde die erste Beweidung mit den Wasserbüffeln in Wildau begonnen. Zu diesem Termin waren seitens der Stadtverwaltung die Fraktionsvor-sitzenden der SVV Wildau, sachkundige Bürger, die Presse, Projektbeteiligte, Kitas, Schulen und interessierte Bürger eingeladen. In der Presse und auf KW-TV wurde über die Anreise der Büffel und das damit beginnende Projekt berichtet.
Während der Weidesaison fand ein reger Austausch mit Lehrern und Schülern sowie vielen interessierten Bürgern statt. Es wurden durch die Stadtverwaltung und die Büffel GbR Unter-richtsstunden in der Oberschule Wildau und dem Humboldt-Gymnasium in Eichwalde über die Biologie der Wasserbüffel mit anschließenden Besuchen an der Weide abgehalten. Der Biologie-Leistungskurs des Humboldt-Gymnasiums war von dem Projekt so begeistert, dass die Schüler die Maßnahme mit einem Internetauftritt (verlinkt auf der Homepage der Stadt) über das gesamte Weidehalbjahr begleiteten und dokumentierten.
Aufgrund von eigentumsrechtlichen Unstimmigkeiten und der vorläufigen Geltendmachung erhobener Besitzansprüche an den beweideten Flächen mussten die Wasserbüffel die Feuchtwiesen eher als vorgesehen vorzeitig verlassen, womit die Weidemaßnahmen früher beendet wurden, als es das jahreszeitlich bedingt noch vorhandene Futterangebot ermöglicht hätte und es zur Erreichung des angestrebten Entwicklungsziels im Rahmen des ersten Weidejahres angebracht gewesen wäre. Dennoch haben das Monitoring und die fachliche Bewertung der Weidemaßnahme, welche ebenfalls Bestandteil des Projekts und damit auch über die Ausgleichsmittel finanziert sind, für die erste Weidesaison 2017 bereits eine sehr positive Bilanz ziehen können. Damit ist bestätigt worden, dass mit den Büffeln ein wichtiger Beitrag für den Schutz und die Sicherung der Artenvielfalt und damit für die Aufwertung der Dahmewiesen erbracht werden konnte.
Silke Joksch