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Besuch aus Fernost

Besuch aus Fernost im Volkshaus Wildau
Am 19. Februar 2014 besuchten Vertreter aus dem Bau- und Bauverwaltungsbereich verschiedener Ministerien und Provinzen der Volksrepublik China die Stadtverwaltung Wildau. Während ihres einwöchigen Studienaufenthaltes trafen die chinesischen Gäste auf Architekten und Stadtplaner aus Berlin, Königs Wusterhausen und Wildau.
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Schwerpunkte ihrer Exkursion waren dabei die Baulandumlegung und ihre Umsetzung in Deutschland.
Wilfried Kolb, Leiter der Bauverwaltung und Olaf Rienitz, Referent für Wirtschaftsförderung und Beteiligungsverwaltung, begrüßten den Direktor Xing Jun und dessen Delegation im Volkshaus. Nach einem einleitenden Vortrag von Herrn Kolb über die Historie, wirtschaftliche Entwicklung und  Vielfalt der Bauaufgaben der Stadt Wildau wurde eine anregende Diskussion über die Planung und Realisierung von Bauprojekten geführt. Dabei nimmt vor allem die Bürgerbeteiligung einen wichtigen Stellenwert ein. Die Wildauer Bürger sowie Fachbehörden, Institutionen und Träger öffentlicher Belange nehmen aktiv am Entscheidungsprozess teil und tragen dazu bei, dass das Wildauer Leitbild „Wirtschaft, Wissenschaft, Lebensqualität“ konkretisiert wird. Auch in China existiert nach westlichem Vorbild eine öffentliche Abstimmung über Bebauungspläne. Die chinesische Regierung darf mittlerweile nicht mehr ohne öffentliche Zustimmung die Planungen durchsetzen. Das chinesische Ministerium für Bauwesen mit Sitz in Peking wurde 1988 gegründet und war zu Beginn für die Stadtplanung zuständig. Im Laufe der Jahre kamen weitere Aufgabenfelder hinzu: Ausbau der Infrastruktur, Umweltschutz, die Landschaftsgestaltung, Baulandumlegung, Bauaufsicht und die Verwaltung von Immobilien.
Chinas Bauwirtschaft hat seit über 20 Jahren Hochkonjunktur und baut immer mehr auf die Kenntnisse der westlichen Industrieländer. Die chinesische Regierung plant in den nächsten Jahren 40 weitere Städte, da die Bevölkerung kontinuierlich wächst und die Urbanisierung sich verstärkt. Die anhaltende Landflucht soll gestoppt und gelöst werden. Außerdem haben viele Behörden in den großen Städten Chinas wie Peking, Shanghai und Tianjin das Ziel, die vorhandenen maroden Wohnanlagen zu sanieren und zu modernisieren. Das Know-How im Bereich Hochbau und das deutsche Handwerk werden von Chinesen besonders geschätzt. Nach deutschem Vorbild werden neben dem effizienten Bauen auch die energetische Sanierung in China umgesetzt.
Die chinesischen Vertreter des Bauministeriums interessierten sich besonders für das heutige Verfahren von Enteignungen in Deutschland. Herr Rienitz sprach über die juristischen Besonderheiten und Voraussetzungen eines zulässigen Eingriffs in das Eigentumsrecht. In Deutschland stellt die Enteignung die härteste Vorgehensweise dar, indem die öffentliche Hand im Rahmen der Gesetze das Eigentum gegen eine Entschädigung entzieht. Die Enteignungen werden oft aus verkehrstechnischen Gründen vollzogen und dienen dem öffentlichen Gemeinwohl. Bisher ist in Wildau nur ein einziger Fall einer Enteignung bekannt. Es handelte sich dabei um eine sehr kleine Fläche, die für einen neuen Gehweg genutzt werden musste. Die Eindrücke, die die Delegation aus Fernost gewann, werden zukünftig helfen, die Herausforderungen der chinesischen Bauwirtschaft zu bewältigen und die Entwicklung der Infrastruktur voranzubringen.

Lina Gebhardt, Bundesdienstleistende